08.11.2020

5 Jahre Denkort

Grußbotschaften zum 5-jährigen Bestehen des Denkort Bunker Valentin

Michelle Callan, Irland

‘Harry Callan was one of 32 Irishmen used as slave labourers at Bunker Valentin. He first returned to Bunker Valentin in 2005 and returned each year for commemoration ceremonies. Sadly Harry, the last survivor of the Irishmen, died in September 2019. The work carried out at the site and the inclusion of local school students has ensured that Denkort Bunker Valentin will remain not only as a memory of a terrible time in our history but also as a place of reconciliation. Working with the students and the Denkort team brought an end to Harry's nightmares and he was proud to be associated with this work.’

(Originalsprache)

„Harry Callan war einer von 32 Iren, die als Zwangsarbeiter am Bunker Valentin arbeiteten. 2005 kehrte er das erste mal zum Bunker zurück und nahm jedes Jahr danach an den Gedenkveranstaltungen teil. Leider starb Harry, der letzte Überlebende der Iren, im September 2019. Die Arbeit vor Ort und die Einbeziehung der lokalen Schüler:innen haben dafür gesorgt, dass der Denkort Bunker Valentin nicht nur als Erinnerung an eine schreckliche Zeit in unserer Geschichte, sondern auch als ein Ort der Versöhnung erhalten bleibt. Die Zusammenarbeit mit den Schüler:innen und dem Denkort-Team beendete Harrys Albträume und er war stolz darauf, ein Teil dieser Arbeit zu sein.“

(deutsche Übersetzung)
Harry Callan zusammen mit Familienmitgliedern und Denkort-Mitarbeitenden, April 2017
© Denkort Bunker Valentin/LzpB Bremen

Yves & Jeannine Migdal, Frankreich

« Mon père a fortement contribué et lutté pour que ce bunker devienne un sanctuaire de la mémoire. Il aurait été fier et heureux de savoir que ce projet ait abouti. Y retourner avec ma mère, sans lui, sur les lieux de ses souffrances, pour son inauguration, fut à la fois fort symboliquement et particulièrement émouvant. Il était néanmoins nécessaire que nous fussions présents, car le besoin de transmission reste une priorité absolue. Car partout dans le monde les signes de l’intolérance reviennent en force. La mémoire ne doit être qu’un outil pour affronter l’avenir. »

(Originalsprache)

„Mein Vater trug dazu bei und kämpfte hart dafür, diesen Bunker zu einem Ort der Erinnerung zu machen. Er wäre stolz und glücklich gewesen zu wissen, dass dieses Projekt erfüllt wurde. Mit meiner Mutter, ohne ihn, an den Ort seines Leidens zurückzukehren, um die Einweihung zu feiern, war sowohl höchst symbolisch als auch besonders bewegend. Doch es war notwendig, dass wir anwesend waren, denn das Weitergeben bleibt eine absolute Priorität. Denn überall in der Welt kehren die Zeichen der Intoleranz mit aller Kraft zurück. Die Erinnerung muss ein Werkzeug sein, um sich der Zukunft zu stellen.“

(deutsche Übersetzung)
Jeannine Migdal, Ehefrau von André Migdal, einem ehemaligen Zwangsarbeiter aus Frankreich, mit ihrem Sohn Yves und dem langjährigen Bürgerschaftspräsidenten Christian Weber (2015) © Bremische Bürgerschaft

Maurizio Tomasi, Italien

«È stata un’emozione molto forte e profonda, quella che il 21 maggio 2018 ho provato nel vedere la foto di mio padre, Elia Tomasi, proiettata su una parete all’interno del Bunker Valentin. Nello stesso luogo dove per molti mesi era stato un Internato Militare Italiano, costretto al lavoro forzato, privato della libertà, senza alcun rispetto per la sua persona, adesso aveva finalmente un volto, un nome e un cognome. Nello stesso luogo dove era stato annietato come persona, gli veniva finalmente restituita dignità umana. Sono grato al Denkort Bunker Valentin per aver scelto di ricordare in questo modo gli uomini che lo hanno costruito: è un gesto che ha un enorme valore sul piano umano, morale ed etico.»

(Originalsprache)

„Für mich war es eine sehr starke und tiefe Emotion, am 21. Mai 2018 das Foto meines Vaters Elia Tomasi auf eine Wand im Bunker „Valentin“ projiziert zu sehen. An dem Ort, an dem er viele Monate als italienischer Militärinternierter eingesperrt war, Zwangsarbeit leisten musste und seiner Freiheit beraubt war, an dem es keinen Respekt für ihn als Person gab, hatte er nun endlich wieder ein Gesicht, einen Vor- und Nachnamen. An dem Ort, an dem er als Person vernichtet worden war, wurde ihm schließlich die Menschenwürde zurückgegeben. Ich bin dem Denkort Bunker Valentin dankbar, diesen Männern, die den Bunker zwangserbaut haben, zu gedenken: es ist ein Akt, der für mich aus menschlichen, moralischen und ethischen Gründen einen riesigen Wert besitzt.“

(deutsche Übersetzung)
Maurizio Tomasi (re.), Sohn von Elia Tomasi, einem ehemaligen Zwangsarbeiter aus Italien, im Gespräch mit Christian Weber (2015) © Bremische Bürgerschaft

Marc Hivernat, Frankreich

« Pour nombre de familles de déportés, de Murat ou d’ailleurs, il n’existe rien de la trace de leur aïeul : pas de sépulture, pas de lieu de recueillement, pas de site de communion. Rien. Avec le Denkort Bunker Valentin, en 5 ans, de rien, a surgi quelque chose. Qui existe. Pour ma part, comme pour d’autres familles murataises, quand je viens au Denkort Bunker Valentin où périt mon grand-père, je sais que je suis en un lieu de proximité avec lui. Je sais qu’il a été là, qu’il y est sans doute encore, quelque part, là-bas, même quand je suis loin. À défaut de savoir précisément où il est mort, je sais où il est parti et c’est là, ce qui me rend aujourd’hui ce lieu si familier, si proche, presque mien. Et partagé En cette période de la Toussaint, je pense au Denkort Bunker Valentin comme à mon 3ème cimetière, avec celui de Murat et de Bredons. »

(Originalsprache)

„Für viele Familien von Deportierten, aus Murat oder anderswo, gibt es keine Spur ihrer Vorfahren: keine Grabstätte, keinen Ort der Erinnerung, keinen Ort der Gemeinschaft. Nichts. Mit dem Denkort Bunker Valentin ist in 5 Jahren, aus dem Nichts, etwas entstanden. Etwas, das da ist. Für mich, wie auch für andere Familien aus Murat, ist es so: Wenn ich an den Denkort Bunker Valentin komme, wo mein Großvater gestorben ist, so fühle ich mich ihm nah. Ich weiß, dass er da war, dass er wahrscheinlich immer noch da ist, irgendwo, auch wenn ich weit weg bin. Wenn ich auch nicht weiß, wo genau er gestorben ist, weiß ich doch, wohin er gegangen ist, und das ist es, was mir diesen Ort heute so vertraut, so nah, fast zu meinem eigenen Ort, macht. In dieser Zeit um Allerheiligen denke ich an den Denkort Bunker Valentin als meinen dritten Friedhof, zusammen mit dem von Murat und Bredons.“

(deutsche Übersetzung)
Marc Hivernat (re.), Nachfahre von Marius Hivernat, einem ehemaligen Zwangsarbeiter aus Frankreich, und Co-Vorsitzender von „Mémoire(s) & Déportation du Cantal“ bei einer Rede zum 35. Jahrestag der Einweihung des Mahnmals „Vernichtung durch Arbeit“ (2018) © Denkort Bunker Valentin / LzpB

Pauline Touber, Niederlande

“Uit de verhalen van mijn vader, Klaas Touber, wist ik dat de bunker heel groot was, maar dat die zo immens groot zou zijn had ik niet verwacht. Op de dag van de opening hebben de geprojecteerde namen een grote indruk op mij gemaakt. In een vitrine zie ik de spullen van mijn vader staan. Zijn schrijfmachine en een uitvergroot schilderij. Beiden, schrijven en schilderen, waren voor hem een manier om enigszins met zijn oorlogstrauma om te kunnen gaan, wat goed te zien is in het schilderij. Buiten, op het pad langs de foto's, was voor mij een soort rustpunt waar ik alle indrukken kon laten bezinken. Het is goed om een gedenkplaats als dit te hebben, omdat het laat ziet wat voor leed de dwangarbeiders is aangedaan.”

(Originalsprache)

„Aus den Erzählungen meines Vaters, Klaas Touber, wusste ich, dass der Bunker sehr groß ist, aber dass er so gewaltig groß sein würde, hatte ich nicht erwartet. Am Tag der Eröffnung haben die an die Wand projizierten Namen einen großen Eindruck auf mich gemacht. In einer Vitrine sehe ich die Sachen meines Vaters stehen. Seine Schreibmaschine und ein ausvergrößertes Bild, das er gemalt hat. Beides, Schreiben und Malen, waren für ihn seine Art um einigermaßen mit seinem Kriegstrauma umzugehen, wovon das Bild einen guten Eindruck hinterlässt. Draußen, auf dem Rundweg an den Bildern entlang, war für mich wie an einem Ruhepunkt zu verweilen, an dem ich alle Eindrücke sacken lassen konnte. Es ist gut, einen Gedenkort, wie diesen zu haben, weil er anschaulich macht, was für Leid den Zwangsarbeiter:innen angetan wurde.“

(deutsche Übersetzung)
Pauline Touber, Tochter von Klaas Touber, einem ehemaligen Zwangsarbeiter aus den Niederlanden. Das Foto entstand in der Ausstellung am Denkort. Im Hintergrund die Schreimaschine ihres Vaters mit der er die traumatischen Erfahrungen niederschrieb. © Denkort Bunker Valentin/LzpB Bremen, Foto: Allegra Schneider

Tom Devos, Belgien

"Vanuit ons dorp Meensel-Kiezegem, België, werden meer dan 70 inwoners gedeporteerd naar het concentratiekamp van Neuengamme. Verschillende dorpsgenoten kwamen op deze manier terecht in het kamp van Bremen Blumenthal en Schützenhof, van waaruit ze moesten meewerken aan de Valentin Bunker. In 2001 bezocht ik voor de eerste maal de Valentin Bunker samen met mijn grootmoeder en de een groep van ons dorp. Ik was toen 13 jaar oud. De indruk van toen is er vandaag, 20 jaar later, nog steeds. Vanuit onze vereniging waren we dan ook verheugd met de initiatieven om van dit oord een permanent museum te maken. Het museum Bunker Valentin is wat ons betreft één van de belangrijkste gedenkplekken van het Nazi-regime, zodat we het nooit zouden vergeten."

(Originalsprache)

„Mehr als 70 Einwohner unserer Gemeinde Meensel-Kiezegem wurden 1944 ins Konzentrationslager Neuengamme deportiert. Einige von ihnen kamen in die Außenlager Blumenthal und Schützenhof, von wo aus sie am Bunker „Valentin“ Zwangsarbeit leisten mussten. Im Jahr 2001 besuchte ich den Bunker zum ersten Mal, mit meiner Großmutter und einer Delegation aus unserer Gemeinde. Damals war ich 13 Jahre alt. Heute, 20 Jahre später, ist der Eindruck immer noch stark. Darum waren wir sehr froh, als wir hörten, dass am Bunker eine Ausstellung entstehen soll. Der Denkort Bunker Valentin ist einer der wichtigsten Orte, um sich an die Verbrechen des NS-Regimes zu erinnern. Wir dürfen niemals vergessen!“

(deutsche Übersetzung)
Tom Devos mit zwei Kolleginnen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bei der Gedenkveranstaltung in Meensel-Kiezegem, Belgien, im August 2019 © Christine Eckel

Kristof Van Mierop, Belgien

“5 jaar geleden, op de opening van de Valentin Bunker, startte mijn engagement van alles rond Neuengamme. Een paar maanden voordien, in de zomer van 2015 bezochten mijn vrouw en ik de Valentin Bunker in onze zoektocht naar de geschiedenis van mijn grootvader die in Bremen-Blumenthal gezeten had. Na de rondleiding ontmoette ik eerder toevallig Christel Trouvé en zij was enorm gefascineerd door alle documenten die ik had als bronnen voor het verhaal van mijn grootvader. Ze scande alles in en als bedanking zou ze me in november 2015 uitnodigen op de opening van het bezoekerscentrum. Enkele maanden later was ik samen met mijn moeder aanwezig op de grootste opening met diverse internationale gasten. Als nabestaanden van een Neuengamme gevangene werden we daar op een enorm gastvrije en respectvolle manier ontvangen in het Bremense parlement en in de Valentin Bunker. Dat heeft een grote indruk op ons gemaakt. Tijdens de opening daar in Bremen ontmoette ik leden van de Belgische Vriendenkring Neuengamme en enkele weken later werd ik lid bij de vereniging, begon ik jaarlijks naar Duitsland te reizen en ben ondertussen geëngageerd in de Belgische en de Internationale Amicale KZ Neuengamme(AIN). Deze boeiende wereld ontdekte ik door die toevallige ontmoeting op een zomerse julidag in 2015. Daarom heeft de Valentin Bunker voor mij een speciale betekenis. Het is ook een vaste stopplaats op onze jaarlijkse Neuengamme reis. Proficiat met jullie 5-jarige bestaan!”

(Originalsprache)

„Vor fünf Jahren begann mein Engagement rund um Neuengamme auf der Eröffnungsveranstaltung des Denkorts Bunker Valentin. Ein paar Monate vorher, im Sommer 2015, besuchten ich und meine Frau den Bunker “Valentin” auf der Suche nach der Geschichte meines Großvaters, eines ehemaligen Häftlings des KZ-Außenlagers Bremen-Blumenthal. Nach dem Rundgang traf ich zufällig Christel Trouvé. Sie war sehr an den Dokumenten interessiert, die ich als Quellen der Geschichte meines Großvaters besaß. Sie scannte alles und lud mich als Dank zur Eröffnungsveranstaltung im November 2015 ein. So nahm ich zusammen mit meiner Mutter an der großen Eröffnung mit verschiedenen internationalen Gästen teil. Als Angehörige ehemaliger Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme wurden wir in der Bremischen Bürgerschaft und am Denkort Bunker Valentin respektvoll und mit großer Gastfreundschaft willkommen geheißen. Das hat bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Während der Eröffnung lernte ich Mitglieder der belgischen Amicale Neuengamme kennen und ein paar Wochen später wurde ich ein Mitglied der Vereinigung. Ich begann, jedes Jahr nach Deutschland zu reisen und betätige mich seitdem in der belgischen und der internationalen Amicale KZ Neuengamme (AIN). Diese faszinierende Welt entdeckte ich dank eines zufälligen Treffens an einem Sommertag im Juli 2015. Das ist der Grund, weshalb der Denkort Bunker Valentin eine besondere Bedeutung für mich hat. Wir besuchen ihn außerdem regelmäßig im Rahmen unserer jährlichen Reisen nach Neuengamme. Herzlichen Glückwunsch zu eurem 5-jährigen Jubiläum!“

(deutsche Übersetzung)
Gruppenbild von neuen Personen in der Ausstellung am Denkort Bunker Valentin
Kristof Van Mierop (2.v.l.) mit der belgischen Amicale bei einem Besuch am Denkort (2017) © Guillaume Ferriere

Orlando Materassi, Italien

«8 novembre 2015. Cerimonia di inaugurazione Denkort Bunker Valentin. Quella Cerimonia per me e per tutta la famiglia Materassi fu un momento di grande emozione e commozione. Nel luogo che fu di sofferenze e violenze subite da mio padre Elio Materassi, internato militare italiano, si inaugurava un Memoriale di riflessione e di riconciliazione. No nego le lacrime che versai nel vedere la lapide di mio padre lungo il percorso, ma anche il sorriso di noi tutti perché, dopo 70 anni, si rendeva Giustizia a quanti si erano opposti al nazifascimo e costretti al lavoro forzato per la costruzione del Bunker Valentin. Quel giorno diventava più forte il senso di amicizia e di fratellanza con le persone amiche e tra queste il Direttore scientifico Christel Trouvé, che tanto avevano lavorato alla realizzazione del progetto e avevano sempre manifestato una grande attenzione alla storia e a tramandare il Ricordo di Elio Materassi. Un carissimo saluto»

(Originalsprache)

„8. November 2015. Eröffnungsveranstaltung am Denkort Bunker Valentin. Für mich und die ganze Familie Materassi war diese Veranstaltung ein Moment großer Emotionen und Rührung. Am Ort, an dem mein Vater Elio Materassi, ein italienischer Militärinternierter, Leid und Gewalt erlitten hatte, wurde ein Ort des Erinnerns, des Nachdenkens und der Versöhnung eröffnet. Am Stein, der auf dem Rundweg das Foto meines Vaters trägt, habe ich geweint; aber wir alle waren auch voller Freude darüber, dass 70 Jahre später all jene Gerechtigkeit erfuhren, die sich dem NS-Faschismus entgegengesetzt hatten und auf der Bunkerbaustelle Zwangsarbeit hatten leisten müssen. An diesem Tag verstärkte sich das Gefühl der Freundschaft und der Brüderschaft für unsere Freund:innen, unter anderem für die wissenschaftliche Leiterin Christel Trouvé, die sich so stark für die Umsetzung des Projektes engagiert und sich immer für die Geschichte und die Weitergabe der Erinnerung an Elio Materassi interessiert haben.“

(deutsche Übersetzung)
Orlando Materassi (dritter v.l.) besuchte 2013 zusammen mit seinen Söhnen Yuri (vierter v.l). und Nicola (sechster v.l.) den Denkort Bunker Valentin. Sie wurden begleitet von Stefano Galli, einem Vertreter der Gemeinde Pontassieve (Italien). Aus den seit 2012 regelmäßig durchgeführten Besuchen entstand eine enge Kooperation mit dem Denkort und der Baracke Wilhelmine in Schwanewede. © Denkort Bunker Valentin/LzpB Bremen
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