Gruppenbild vor dem Bunker
06.07.2023

Besuch von Nachfahren am Denkort

Jahrzehntelang galt Miquel Obradors als verschollen. Erst im Jahr 2018 erfuhren seine Enkelinnen, dass er ins KZ-Außenlager Farge deportiert worden war.

Am 6. Juli 2023 besuchten Montse Blanco Obradors und ihr Sohn Gerard Vilà Blanco erstmalig den Denkort Bunker Valentin und begaben sich zusammen mit Mitarbeitenden des Denkortes und des Instituto Cervantes auf Spurensuche vor Ort.

Portraitfoto schwarz-weiss
Miquel Obradors Mas.
Ob das Foto vor oder während seiner Zeit im Exil entstand, ist nicht bekannt.
Foto: private Sammlung

Miquel Obradors Mas wurde am 13. September 1900 in Navàs, einer kleinen Gemeinde in der spanischen Region Katalonien, geboren. Er war Mitglied der Esquerra Republicana de Catalunya (Republikanische Linke Kataloniens, ERC), einer linken Regionalpartei, die sich für die Unabhängigkeit Kataloniens einsetzte. Als im Oktober 1934 rechte Parteien den Wahlsieg errangen, riefen sozialistische Organisationen zu einem landesweiten Generalstreik auf, der darin mündete, dass in Katalonien die unabhängige Republik ausgerufen wurde. Die Zentralregierung schlug den Aufstand nieder; tausende Aufständische wurden in den folgenden Monaten verhaftet. Unter ihnen befand sich auch Miquel Obradors. Er war bis Mai 1935 inhaftiert.

Ein quadratischer, goldfarbener Stein mit den Lebensdaten von Miquel Obradors Mas in spanisch. Nascut 1900, Arrestat 1944, Compiègne 1944, Deportat 1944 Neuengamme, Desti Desconegut
Ein Stolpersein, der an Miquel Obradors Mas erinnert. Im Jahr 2019 wurde der Stolperstein in Navàs (Spanien) verlegt. Foto: Ajuntament de Navàs

Am 29. Januar 1939 marschierten die franquistischen Truppen in Navàs ein. Auf unbekanntem Wege gelangte Miquel Obradors ins französische Exil. Von dort aus schrieb er regelmäßig an seine Familie. Erhalten geblieben sind nur die Umschläge. Im – ab Sommer 1940 teilweise besetzten – Frankreich arbeitete er für verschiedene GTE-Einheiten, ausländische Arbeitskompanien der Vichy-Regierung, in den Départements Aude, Dordogne und Corrèze. An einem unbekannten Datum und unter unbekannten Umständen wurde Miquel Obradors in Frankreich verhaftet: vermutlich von den deutschen Besatzern. Im Jahr 1944 hatte sich der damals 43-Jährige der Résistance in Saint-Cirgues-la-Loutre im Departement Corrèze angeschlossen. Seine Familie erfuhr davon erst Jahre später durch den Bürgermeister des Ortes.

Auch über die Deportation nach Deutschland und seinen weiteren Leidensweg ist wenig bekannt. Am 9. Juli 1944 erreichte Miquel Obradors das Sammellager Royallieu, nahe der Stadt Compiègne, nord-östlich von Paris. Sechs Tage später wurde er von dort ins Konzentrationslager Neuengamme deportiert und anschließend ins KZ-Außenlager Bremen-Farge. Hier verliert sich seine Spur. Er gilt seitdem als verschollen.

Eine schwarze, rechteckige Tafel liegt im Gras. Darauf sind die Fotos von fünf deportieren Menschen zu sehen mit kurzen Texten in spanisch.
Seit dem 5. Juni 2020 erinnert eine Gedenktafel in Navàs (Spanien) an sechs Bürger der Stadt, die in deutsche Konzentrationslager deportiert worden sind.
Foto: Ajuntament de Navàs
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