KZ-Häftlinge in gestreifter Kleidung arbeiten auf der Baustelle. Ein Aufseher in neutraler Arbeitskleidung schaut ihnen dabei zu.

Historische Einführung

Der Bunker „Valentin“ ist die Ruine einer U-Boot-Werft der deutschen Kriegsmarine aus dem Zweiten Weltkrieg. In den Jahren 1943 bis 1945 wurden hier Tausende von Zwangsarbeitenden aus ganz Europa und Nordafrika eingesetzt: Zivile Zwangsarbeiter:innen ebenso wie Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Mehr als 1600 von ihnen starben während der Bauarbeiten an Unterernährung, Krankheiten und willkürlichen Tötungen.

Der Bunker, in der Nähe der Ortschaften Bremen-Farge und Neuenkirchen gelegen, ist nicht das einzige Rüstungsprojekt der Nationalsozialisten in der Unterweser-Region. Drei Großbaustellen, riesige Mengen an Baumaterial und Maschinen, Umschlaganlagen, Schienenwege und nicht zuletzt die Lager für die Zwangsarbeiter prägen von 1935 bis 1945 das Gesicht der Region.

Historische Aufnahme in schwarz-weiss aus dem Jahr 1944. Die Bunkeranlage ist von Gerüsten umgeben. Auf dem Dach und den Wegen herum erkennt man Menschen. Diese wirken im Vergleich zum Gebäude winzig. Um den Bunker herum befinden sich große Sandberge, einfach Holzbaracken und Schienen mit Bahnwaggons darauf.
Die Ostseite der Bunkerbaustelle (c) Denkort Bunker Valentin / LzpB

1935 begann die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft (Wifo), eine Tarngesellschaft des Reichswirtschaftsministeriums zur verdeckten Vorbereitung des Krieges, mit dem Bau von Tanklagern in der Rekumer und Farger Heide im Norden Bremens. Für den geplanten nationalsozialistischen Angriffskrieg sollten dort Öle und Treibstoffe gelagert werden. 1938 wurden für den weiteren Ausbau erstmals Fremdarbeiter eingesetzt.

1939 begann die Kriegsmarine, die einen eigenen Treibstoffvorrat aufbaute, neben dem Wifo-Tanklager große unterirdische Vorratsbunker zu bauen. Die Planungen sahen eine Kapazität von bis zu 1,7 Milliarden Litern vor.

Historische Aufnahme in schwarz-weiss aus dem Jahr 1944. Vier Männer stehen auf der Baustelle und blicken auf einen Plan, den sie aufgespannt in ihren Händen halten. Sie tragen gepflegte Kleidung, zum Teil mit Krawatte. Einer von ihnen trägt einen Herrenhut. Es handelt sich um den Bauleiter Steig. Es scheint sich um eine Besprechung zu handeln. .
Marinebauleiter Hans-Joachim Steig (2.v.r.) auf der Bunkerbaustelle (c) Denkort Bunker Valentin / LzpB

1943 schließlich war der Baubeginn des größten Rüstungsprojekts an der Unterweser. In weniger als zwei Jahren sollte eine verbunkerte Werft zum Bau von U-Booten des Typs XXI entstehen. Die Fertigstellung der ersten U-Boote war für März 1945 geplant. Ab Herbst 1945 sollte alle zwei Tage ein Boot in Dienst gestellt werden. Der Bunker sollte jedem Bombenangriff standhalten. Er wurde deshalb mit bis zu sieben Meter dicken Decken und Wänden versehen. Die zum Bau der Tanklager vorhandene Infrastruktur wurde nun für den Bau des U-Boot-Bunkers Valentin genutzt. Auch die in den ursprünglich für den Tanklagerbau eingerichteten Lagern untergebrachten Zwangsarbeiter wurden nun für den Bau des Bunkers eingesetzt.

Nur noch wenige Spuren verweisen heute auf die beiden Tanklagerprojekte, auf die Bunkerbaustelle und auf die Lager. Die Hinterlassenschaften der Rüstungslandschaft sind überwuchert und nur mit guten Ortskenntnissen zu finden.

Geblieben ist der Bunker „Valentin“, ein einzigartiges und ein unübersehbares Relikt der nationalsozialistischen Rüstung für den Seekrieg. Er ist ein Ort der Erinnerung an den Krieg und an die Verbrechen der nationalsozialistischen Herrschaft.

Historische Aufnahme in schwarz-weiss aus dem Jahr 1944. Fünf Männer in gestreifter Häftlingsbekleidung schippen Sand in einen auf Schienen stehenden Container. Darüber befindet sich ein Laufband. Im Hintergrund lagern weitere Baumaterialien.
Zwangsarbeiter errichten das Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme in Farge (c) Denkort Bunker Valentin / LzpB

HISTORISCHE ZITATE

„Da eine Sprengung dieses Kolosses aber ohne Gefährdung des ganzen Ortes Farge nicht möglich ist, wird die von der Bauleitung Aufräumung geplante Einspülung des Bunkers als das beste Mittel angesehen, um ihn so bald wie möglich verschwinden zu lassen.“

Ortsamt Blumenthal / 08.06.1949

„Es ist beabsichtigt, Ihr Büro für die Beratung und statsitischen Berechnungen von demnächst im Raum Bremen zur Ausführungen kommenden U-Bootsneubauwerften heranzuziehen.."

Oberkommando der Kriegsmarine an Arbeitsgemeinschaft Agatz & Bock / 19.01.1943

„Jeglicher Rettungsversuch von Angehörigen versenkter Schiffe […] hat zu unterbleiben. Rettung widerspricht den primitivsten Forderungen der Kriegsführung nach Vernichtung feindlicher Schiffe und Besatzungen."

Laconia-Befehl" des Oberkommanndos der Kriegsmarine / 17.09.1942

„Für faule, freche und unsaubere ausländische Arbeiter müsste ein Strafarbeitslager zur vorübergehenden Erziehung eingerichtet werden."

Torfit-Werke, Hemelingen, Schreiben an die Industrie und Handelskammer Bremen / 14.08.1941

„Da es ausgeschlossen ist Zivilarbeiter oder Kriegsgefange […] zu erhalten, hat die Werft die Zurverfügungstellung von 300 Konzentrationslager-Gefangenen beantragt, und glaubt diese auch zu erhalten."

Schreiben der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven an Oberkommando der Marine / 26.07.1941

„Gemäß Führerbefehl sollen die U-Bootsneubauten nach dem Stapellauf unter Bombenschutz fertiggestellt werden. Die hierfür erforderlichen Bunkerbauten werden […] als Sonderbaumaßnahmen durchgeführt und vom Reichsminister Speer gesteuert."

Oberkommando der Kriegsmarine / 21.12.1942

„Der Seekrieg ist der U-Boot-Krieg. Den Forderungen, die dieser stellt, ist rücksichtslos alles andere nachzuordnen. Es handelt sich darum, für U-Bootbau und Reparaturen Werft- und Arbeitskapazität zu schaffen, den U-Booten immer bessere Waffen und die besten Besatzungen zu geben. Mit der U-Bootswaffe allein wird die Marine ihren entscheidenden Sieg beisteuern können. Diesem Ziel muß jedes Opfer gebracht werden.“

Großadmiral Karl Dönitz / 02.02.1943

„Vielfache Magen- und Darmkatarre erkläre ich mir als Folgezustand vorhandenen Hungers, bedingt durch schwere Körperarbeit. Die Häftlinge schlingen dann die unglaublichsten Dinge in sich hinein."

Lagerarzt Dr. Heidbreder an Polizeirat Friedrichs, STaPO Bremen / 21.09.1942

"Die Arreststrafe wird in der Strafzelle vollzogen, die lediglich mit einer am Fuss­boden und an der Wand befestigten Holzpritsche, einem befestigten Klosetteimer und einem Wasserkrug versehen ist; das Bettlager wird entzogen und die Kost auf Wasser und Brot beschränkt."

Auszug aus der Lagerordnung für Arbeitserziehungslager, SS-Brigadeführer Müller, Mitarbeiter des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD / 12.12.1941

„Als Arbeitskräfte stehen Häftlinge eines inzwischen in Farge eingerichteten Arbeitserziehungslagers der Staatspolizei und Kriegsgefangene in genügender Anzahl zur Verfügung."

Schreiben der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven an Oberkommando der Marine / 05.09.1941
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