Baustelle

Die wichtigste Baustelle der Kriegsmarine

Blick auf die Baustelle, Juli 1944 Foto: Johann Seubert, Quelle: Bundesarchiv Berlin

Der Bau des Bunkers „Valentin“ war eines der wichtigsten Projekte der Kriegsmarine in den letzten beiden Kriegsjahren. Der Bunkerbau war eine Reaktion auf die zunehmende Gefährdung der U-Boot-Werften durch alliierte Luftangriffe.

Die Planungen begannen im Herbst 1942, die ersten Baumaßnahmen im März 1943. Verantwortlich für den Bau waren der Chef der Organisation Todt und Reichsminister für Munition und Bewaffnung, Albert Speer und der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Karl Dönitz. Die Baumaßnahmen befehligte Marinebaurat Edo Meiners, das Planungsbüro leitete der junge Ingenieur Erich Lackner.

Grundstückskäufe

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Schreiben der Kriegsmarine an die Reichsumsiedlungsgesellschaft, April 1943 Quelle: Denkort Bunker Valentin

Transkript:

Abschrift - Pl -
Kriegsmarine
Marineoberbauamt Hamburg
Hamburg
B. Nr. 1666 V

Hamburg 11, den 16, April
Holzbrücke 9

An die Reichsumsiedlungsgesellschaft Berlin nachrichtlich an den Kreisbauernführer Bremen

Betrifft: Umsiedlung von Bauern im Bezirk Bremen.
Das Marineoberbaumt ist mit dem Grundstücksankauf für ein dringendes Marinebauvorhaben in Bremen-Farge beauftragt. Der Bauplatz ist nach wiederholten Erwägungen und Prüfung anderer Plätze auf den landwirtschaftlichen Gelände an der Weser unterhalb Farge beim Ortsteil Rekum festgelegt worden. Etwa ein Dutzend Bauern werden mehr oder weniger schwer durch die Wegnahme ihrer besten Weiden getroffen. Vier der Bauern verlieren soviel Weiden, dass ihr Rindviehbestand bei weitem nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, und somit auch die Existenz dieser vier Höfe untergraben ist, Zwei, vielleicht auch drei dieser Bauern verlieren auch ihre Gebäude mit Hof und Garten und müssen anderwo Unterkunft suchen. Die gerade für diese Bauern, darunter den Ortsbauernführer, unvermeidbare ganz ausserordentliche Härte zwingt das mit den Grundstücksverhandlungen beauftragte Marineoberbauamt dazu, sich schon jetzt mit größter Beschleunigung nach Ersatzhöfen umzusehen. Es handelt sich um Höfe von etwa 23 - 25 ha mit tiefgelegenen Marschwiesen und Ackerboden auf Geestland.
Die Verhandlungen, die diesseits mit dem Kreisbauernführer wegen Ersatzland geführt worden sind, führten zu dem Vorschlage, die Reichsumsiedlungsgesellschaft um ihre Mitwirkung zu bitten. Das Bauvorhaben läuft sofort an; und man wird an den Abbruch der ersten 2 Bauernhöfe bereits in einem halben Jahr herangehen müssen, während das Wiesenland sofort den Bauern entzogen wird. Es ist deshalb notwendig, die Ersatzbeschaffung beschleunigt einzuleiten, und das Marineoberbauamt bittet um dortige Vorschläge, in welcher Weise die Angelegenheit am zweckmässigsten gefördert werden kann.
Bei der Nachfrage nach freiwerdenden Höfen stiess das Marineoberbauamt bisher auf folgende Möglichkeiten:

Parallel zu den ersten Erdarbeiten begannen die Kriegsmarine und die „Reichsumsiedlungsgesellschaft“ mit Grundstückskäufen auf dem Baustellengelände. Zunächst wurden die Flächen beschlagnahmt. Den Besitzern wurden aber Entschädigungen oder Ersatzhöfe in Aussicht gestellt. Die Verhandlungen zogen sich bis Kriegsende. Einige Verträge wurden nie abgeschlossen.

Das Baugelände

Flurplan des Baugeländes, 1945 Quelle: Denkort Bunker Valentin

Das Baugelände befand sich am Ufer der Weser, teilweise im eingedeichten, teilweise im Vordeichland. Für den Bunkerbau wurde der Deich abgetragen und an anderer Stelle neu errichtet. Die ersten Häftlinge wurden für diese Arbeiten herangezogen. Im Norden grenzte das Baugelände direkt an die Gärten der Einwohner:innen von Rekum.

Beginn der Bauarbeiten

Ein Dreibein über einer Tiefenbohrung, März 1943 Quelle: Heimatverein Farge-Rekum

Die Einrichtung der Baustelle begann im März 1943 mit Bodenuntersuchungen. Die Frankfurter Firma Keller sollte herausfinden, wie tief die Fundamente des geplanten Bunkers in die Tiefe ragen mussten. Die Konstrukteure suchten nach einer Schicht Lauenburger Ton. Diese Erdschicht galt als so stabil, dass sie ein Bauwerk von der Größe des Bunkers „Valentin“ tragen konnte.

Totale Überwachung

Luftaufnahmen zeigen die Spuren der Bodenuntersuchungen Quelle: National Archives, London

Diese allerersten Arbeiten auf dem späteren Baugrund wurden bereits von alliierten Luftaufklärern dokumentiert. In den folgenden Monaten wurden immer neue Aufnahmen gemacht und ausgewertet. Schnell wurde klar, dass hier ein militärisches Großprojekt entstand. Die Alliierten verzichteten zunächst auf die Zerstörung. Erst als der Bunker im März 1945 fast fertig gestellt war, griff die Royal Air Force die Bunkerbaustelle an.

Als 17jähriger auf der Baustelle

Text als seperater Download:

Erich Metz arbeitet für die Firma Luchterhand KG aus Neustadt an der Weinstraße. Sie besaß ein Patent auf Schalungswände aus Stahl, die auf Schienen liefen. Nach Abschluss der Lehre kam Metz als 17jähriger nach Farge, um für die Firma den Einsatz der Schalungswände zu koordinieren. Er war zunächst überaus beeindruckt von der Größe der Baustelle.

Totaler Krieg

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Schreiben im Auftrag von Albert Speer an Franz Xaver Dorsch, Chef der Organisation Todt, 10. Februar 1945 Quelle: Bundesarchiv Berlin

Transkript:

[Handschrift, unleserlich]
Der Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion

Geheim
Berlin, 10. FEB 1945
abgesandt am 12.2.45

Vermerk für Herrn Ministerialdirektor Dorsch

Beim letzten Luftangriff auf Hamburg sind wiederum schwere U-Boot-Verluste eingetreten. Es müssen deswegen die vor baldiger Fertigstellung stehenden U-Boot-Bauwerke "Valentin" und "Hornisse" mit allen Mitteln beschleunigt werden.

Es fehlen im wesentlichen noch: Zement, Eisen und 2 Stück [unleserlich] von 200 to.

Letztere sind von der Firma Zobel & [unleserlich] zu liefern.

Ich bitte, dafür zu sorgen, dass die beiden Bunker schnellstens bezogen werden können.

Speer

Dg. an Hauptausschuss [unleserlich] mit der Bitte, für schnellste Bereitstellung der beiden [unleserlich] besorgt zu sein. 

Herrn [unleserlich] Saur

Albert Speer und Karl Dönitz als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine klammerten ihre letzten Hoffnungen auf den „Endsieg“ an die Massenproduktion neuer U-Boote. Obwohl die Kriegsniederlage unausweichlich war, befahl Speer deshalb, den Bau des Bunkers „Valentin“ weiter zu beschleunigen. Noch im März 1945 wurden 350 jüdische Häftlinge aus dem KZ Bergen nach Bremen-Farge verlegt.

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