Harry Callan wurde am 19. November in Derry, Nordirland geboren. Als Matrose fuhr er für die britische Handelsmarine. Nachdem sein Schiff im Januar 1941 von einem deutschen Kreuzer aufgebracht und versenkt worden war, wurde er zunächst in Bordeaux interniert. Im Juli 1941 kam er ins Kriegsgefangenenlager XB Sandbostel, im Januar 1942 ins Milag Nord nach Westertimke. Als Harry und 31 seiner Mitgefangenen sich weigerten, für die Deutschen zu arbeiten, wurden sie der Bremer Gestapo übergeben und im Arbeitserziehungslager Bremen-Farge inhaftiert. Sie wurden nun gezwungen unter brutalen Bedingungen auf der Bunkerbaustelle zu arbeiten. Fünf von ihnen starben in Farge. Harry wurde im März 1945 mit den anderen überlebenden irischen Seeleuten zurück nach Westertimke gebracht, wo er schließlich von britischen Truppen befreit wurde. Zurück in seiner Heimat musste er sich von seinen Krankheiten und der Unterernährung erholen. Sechs Monate konnte er nicht richtig sehen und erst nach einem Jahr wieder zur Arbeit gehen. Fortan schwieg er über die schlimmen Erlebnisse, die er in Farge gemacht hatte.
Mehr als 50 Jahre mussten vergehen bis die Irish Seamens Relatives Association eine Entschädigung der irischen Seeleute durch den in Deutschland eingerichteten Fonds für ausländische Zwangsarbeiter:innen durchsetzen konnte. In dieser Zeit konnte die Association auch Harry Callan dazu ermutigen über sein Schicksal zu sprechen. Seitdem kehrte Harry jedes Jahr im April nach Deutschland zurück um seiner verstorbenen Kameraden zu gedenken. Er besuchte den Militärfriedhof Rheinsberg, Westertimke, Sandbostel und den Bunker „Valentin“. In Interviews und Zeitzeugengesprächen berichtete er vor allem Jugendlichen von seiner Leidenszeit.
Ihm zu Ehren findet jährlich der Harry-Callan-Lauf der Oberschule an der Egge statt. Bis April 2018 – als er Bremen das letzte Mal besuchte –, gab er jährlich das Startsignal für den Lauf und bejubelte die teilnehmenden Schüler:innen.
Harry besaß viel Humor und eine außergewöhnliche Freundlichkeit. Die Begegnungen mit ihm und seiner Familie waren für alle berührend und bewegend. Harry Callan, einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen des Bunkerbaus, ist am 24. September 2019 im Alter von 95 Jahren gestorben.