Bremen und Brest – hier befinden sich die zwei größten überirdischen U-Bootbunker Europas. Während der eine immer noch militärisch benutzt wird, wurde der andere in eine Gedenkstätte umgewandelt. Diese enormen, fast unverwüstlichen Architekturen aus Beton bildeten ab Herbst 2016 den Ausgangspunkt für gemeinsame Bunker-Untersuchungen von Studierenden der Hochschule für Künste Bremen und der École Européenne Supérieure d'Art de Bretagne (EESAB) in Brest.
Im Mai und Juni 2017 mündete das Projekt in zwei Ausstellungen. Die erste fand in der Universitätsgalerie „Les Abords“ in Brest statt. Die Hauptausstellung folgte im Juni 2017 im Denkort Bunker Valentin. Die U-Bootbunker der beiden Städte waren Anlass und Ausgangspunkt für vielfältige künstlerische Auseinandersetzungen, die im Vorfeld über zwei Semester von verschiedenen Lehrveranstaltungen begleitet wurden. Hierbei standen folgenden Fragen im Fokus: Wie gestalten sich die diversen Umgänge der jüngeren Generation mit dem Gedenken an die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg? Und prägen sie sich anders in Frankreich und Deutschland aus, zumal immer weniger Zeitzeug:innen von ihren Erlebnissen berichten können? Bezieht der erstarkende Rechtspopulismus in Europa die Bunker in ihre Rhetoriken ein? Welche Funktion haben Bunker heutzutage in der Stadt aber auch entlang der Atlantikküste? Welche Phantasmen liegen der Vorstellung von Bunkern als Schutzraum zugrunde? Und kann es angesichts heutiger Kriegs- und Waffentechnik überhaupt noch ein Außerhalb dessen – einen Schutzraum – geben? Inwiefern schreibt sich die Geschichte in die Materialität des Betons ein und wie spielt die eigene Ikonografie des Betons dort hinein? Bedeuten diese multiplen Aneignungen eine Tarnung der Geschichte oder handelt es sich dabei um eine Verwandlung und Auflösung der Zeichen durch den zeitlichen Kontext? Wie ist es möglich, Geschichte gegenwärtig zu halten, obwohl sich ihre Spuren und die Perspektive darauf verändern?
Vor diesem Hintergrund haben 25 französische und deutsche Studierende der freien Kunst, des Integrierten Design und der Digitalen Medien neue künstlerische Arbeiten entwickelt. Deren Spektrum reichte von Auseinandersetzungen mit Bunkerarchitekturen und -materialien über Recherchen zur NS-Geschichte in Bremen bis hin zu Auseinandersetzungen mit neuen Faschismen und Bezügen zur individuellen Familiengeschichten. Neben Sound- und Videoinstallationen waren unterschiedliche skulpturale Interventionen, Fotoarbeiten, Wandzeichnungen, Performances und fliegende Drohnen zu sehen.