Licht. Treten. Dunkelheit

Lichtinstallation zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Im Rahmen der bundesweiten Kampagne #LichterGegenDunkelheit zeigte der Denkort Bunker Valentin am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, die Lichtinstallation „Licht. Treten. Dunkelheit.“. Die Installation war ein Kooperationsprojekt der Bremer Künstler Lennart Jäger und Jens Genehr.

Mit der Kampagne #LichterGegenDunkelheit erinnern zahlreiche Gedenk- und Bildungsstätten, Museen, Dokumentationszentren und Erinnerungsinitiativen jährlich zum 27. Januar an alle Menschen, die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen geworden sind. In der Abenddämmerung werden die jeweiligen Orte beleuchtet. Fotos und Videos der Aktionen werden anschließend auf der Website der Initiative und auf Social Media unter dem Hashtag #LichterGegenDunkelheit gesammelt. Initiatoren der seit 2020 stattfindenden Kampagne sind die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, die Stiftung Topographie des Terrors und die Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten.

Lennart Jäger ist ein Bremer Multimediakünstler, der sich bereits im Zuge von zwei vorherigen Projekten mit dem Bunker „Valentin“ auseinandersetzte: Im Sommer 2017 zeigte er seine Videoinstallation „Nie wieder“ im Rahmen der Kunstausstellung „Regarding Bunkers“ – einer gemeinsamen Ausstellung der Hochschule für Künste Bremen und der École Européenne Supérieure d'Art de Bretagne (EESAB) in Brest (Frankreich) am Denkort Bunker Valentin.

Drei Jahre später begleitete Lennart Jäger am Denkort die erste Ausgabe von #LichterGegenDunkelheit mit seiner Licht- und Videoinstallation „Nie wieder (II)“. Ausgangspunkt beider Installationen war der Schriftzug „Nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus“, der 1983 von unbekannten Aktivist:innen an die Wand des Bunkers gemalt wurde und nur wenige Tage später von der Bundesmarine, die den Bunker damals als Materialdepot nutzte, entfernt wurde.

Auch Jens Genehr steht schon seit längerem mit dem Denkort Bunker Valentin in Verbindung. Bereits seit mehreren Jahren engagiert er sich als Guide und Seminarleiter. Parallel dazu schrieb und zeichnete er die Graphic Novel „Valentin“, die 2019 im Golden Press Verlag erschien. „Valentin“ erzählt auf 240 Seiten in schwarz-weiß-Zeichnungen von der Geschichte des Bunkerbaus aus zwei Perspektiven: die des französischen KZ-Häftlings Raymond Portefaix und die des Fotografen Johann Seubert, der die Baustelle im Auftrag der NS-Kriegsmarine dokumentierte. Die Graphic Novel stieß auf ein bundesweites Medienecho; im Rahmen einer Lesereise stellte Jens Genehr sein Buch in zahlreichen Städten und in Institutionen wie der Gedenkstätte Lager Sandbostel und dem Deutschen Marinemuseum vor. Die offizielle Buchvorstellung am Denkort fand im Oktober 2019 im Rahmen der globale° – Festival für grenzüberschreitende Literatur – statt.

Projektion des Wortes Pace. Die Schriftfarbe ist rot. Der Raum ist dunkel.
„Pace“ – „Frieden“ auf Italienisch © Denkort Bunker Valentin / LzpB
Projektion einer Kreidezeichnung auf die Bunkerwand. Es wird eine Kreidezeichnung gezeigt, vermutlich das Bildnis eines Häftlings.
Eine der Zeichnungen von Jens Genehr © Denkort Bunker Valentin / LzpB
Projektion des Wortes Mir in kyrillischer Schrift. Die Schriftfarbe ist rot. Der Raum ist dunkel.
„мир“ („Mir“) – "Frieden" auf Russisch © Denkort Bunker Valentin / LzpB

Am diesjährigen 27. Januar projizierte Lennart Jäger ab 17 Uhr eine Endlosschleife aus drei Worten in neun Sprachen an die Betonfassade des Bunkers, die das Gebäude in riesiger, leuchtend roter Blockschrift umflossen. Die drei Worte lauteten:

Erinnerung – Frieden – Freiheit

Bei den neun Sprachen handelte es sich um Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Persisch, Arabisch, Hebräisch, Chinesisch. Diese Auswahl von Sprachen sollte den Opfern der Bunkerbaustelle eine Stimme geben, dabei aber auch den Blick erweitern und Anknüpfungspunkte zu aktuellen gesellschaftlichen Konflikten bieten. Dazu gehörten der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, die antitheokratischen Proteste im Iran oder die Auseinandersetzung um die Justizreform in Israel.

Lennart Jäger betonte, dass die Zusammenstellung der Sprachen für ihn eine sehr persönliche Angelegenheit gewesen sei, da sich in ihr Konflikte widerspiegelten, von denen einige seiner Freund:innen und Bekannten betroffen seien. Außerdem erklärte der Künstler, dass die Worte deshalb von unten nach oben verliefen, um auf die Wichtigkeit von machtkritischen, basisdemokratischen Bewegungen zu verweisen und sich mit diesen solidarisch zu zeigen.

Die vielsprachige Botschaft „Erinnerung – Frieden – Freiheit“ wurde mit Zeichnungen von Jens Genehr verwoben, die der Autor und Illustrator eigens für die Projektion angefertigt hatte. Auf Grundlage von historischen Fotos zeigten die monochromen Bleistiftskizzen im Stile der Graphic Novel „Valentin“ etwa Zwangsarbeiter auf der Baustelle oder den Marsch, den die Zwangsarbeiter täglich vor den Augen aller Einwohner:innen durch das Dorf Farge zurücklegen mussten.

Der Titel der Installation bezieht sich auf ein Zitat des Autors Jonathan Carroll:

„Du musst die Dunkelheit treten, bis Licht aus ihr fließt.“

Die eindrucksvollen Filmclips und Fotos der Lichtinstallation wurden anschließend auf unseren Social-Media-Kanälen hochgeladen (Instagram, Facebook), wo sie eine Reichweite von insgesamt 3000 erreichten Nutzer:innen erzielen konnten.

Projektion einer Kreidezeichnung auf die Bunkerwand. Es wird eine Kreidezeichnung gezeigt, vermutlich eine Gruppe von Häftlingen. Die Projektionsfläche ist dunkel.
Eine der Zeichnungen von Jens Genehr © Denkort Bunker Valentin / LzpB
Projektion eines Wortes in Schriftzeichen. Die Schriftfarbe ist rot. Der Raum ist dunkel.
“آزادی„ („āzādi“) – „Freiheit“ auf Persisch © Denkort Bunker Valentin / LzpB
Projektion einer Kreidezeichnung auf die Bunkerwand. Es wird eine Kreidezeichnung gezeigt, vermutlich das Bildnis dreier Häftlinge.
Eine der Zeichnungen von Jens Genehr © Denkort Bunker Valentin / LzpB
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