In „KZ-Nr. 32730 – Spiros‘ Odyssee“ erzählt der Athener Journalist Kostas Chalemos die Lebensgeschichte des griechischen Partisanen Spiros Pasaloglou.
Auszüge des Buches wurden am 24. März von der bekannten Sprecherin und Moderatorin Katharina Guleikoff (Bremen Eins) im Infozentrum des Denkorts vorgelesen. Dr. Marcus Meyer (wissenschaftliche Co-Leitung: Denkort Bunker Valentin) kommentierte die Lesung.
Spiros Pasaloglou wird 1926 in ärmliche Verhältnisse geboren. Seine Eltern sind Tagelöhner:innen und auch er verrichtet als Jugendlicher schwerste Arbeiten.
Im März 1944 wird Spiros im Alter von gerade einmal 18 Jahren im Zuge einer Razzia der griechischen Sicherheitskräfte unter deutscher Aufsicht verhaftet. Er wird im von SS, Wehrmacht und Gestapo betriebenen Konzentrationslager Chaidari inhaftiert und im berüchtigten Hauptquartier der Gestapo in der Athener Merlinstraße verhört. Er sieht mit an, wie dutzende Mithäftlinge misshandelt und ermordet werden. Jeden Tag fürchtet er, der Nächste zu sein.
Im Mai 1944 wird Spiros nach Deutschland ins Konzentrationslager Neuengamme deportiert. Einige Monate später wird er ins KZ-Außenlager Bremen-Farge überstellt und als Zwangsarbeiter beim Bau des U-Boot-Bunkers „Valentin“ eingesetzt. Er überlebt die Torturen im Lager und die Zwangsarbeit, den Todesmarsch Anfang April 1945 und die Versenkung der „Cap Arcona“ in der Lübecker Bucht kurz vor der Befreiung. Als er schließlich nach Hause zurückkehrt, herrscht Bürgerkrieg in Griechenland. Als kommunistischem Widerstandskämpfer entgeht er nur knapp der erneuten Verhaftung.
Die Lebensgeschichte von Spiros Pasaloglou wurde 2017 von dem Journalisten Kostas Chalemos aufgearbeitet und als Buch veröffentlicht. Anfang 2021 erschien die deutsche Übersetzung im Sujet Verlag.
Katharina Guleikoff trug die Schilderungen aus „KZ-Nr. 32370 – Spiros‘ Odyssee“ mit viel Ausdrucksstärke und Empathie vor. Der raue, direkte, ungeschliffene und gerade deshalb so intensive Bericht Spiros Pasaloglous spiegelte sich in der Stimme der Bremer Radiojournalistin, die mühelos zwischen kratzigen, dunklen sowie aufgeweckt, hellen Stimmlagen wechselte.
Dr. Marcus Meyer setzte das Vorgelesene mit vielen Hintergrundinformationen in einen historischen Kontext. Er ging auf die Geschichte der deutschen Besatzung in Griechenland ein und auf die Strukturen und Funktionen der dortigen Lager und Gefängnisstätten, wie etwa dem Konzentrationslager Chaidair in Athen. Er erläuterte, wie der U-Boot-Bunker „Valentin“ in die Rüstungslandschaft um Bremen-Farge eingebunden war und wie die Zwangsarbeiter:innen in den zugehörigen Lagern unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten wurden. Spiros‘ Schilderung von einem Zaun, der die westeuropäischen Häftlinge von den griechischen, polnischen und russischen trennte, nutzte Dr. Marcus Meyer, um zu erläutern, wie die Lagerinsassen nach rassistischen Kategorien segregiert wurden. Detailliert ging er auf eine der tragischsten Episoden der letzten Kriegstage ein: die versehentliche Versenkung der KZ-Schiffe „Cap Arcona“ und „Thielbeck“.
Das Publikum aus über 30 Gästen zeigte sich erschüttert angesichts dieser sprachlos machenden Ausführungen. Gleichzeitig aber auch beeindruckt vom unbedingten Überlebenswillen Spiros Pasaloglous, der schließlich im Jahre 2014 in seiner Heimat Athen im Alter von 88 Jahren starb. Seine Geschichte zeugt von der Brutalität des deutschen Besatzungsregimes in Griechenland und steht stellvertretend für zehntausende weitere Schicksale der griechischen Opfer des Nationalsozialismus – ein bis heute in der Erinnerungskultur vernachlässigtes Kapitel der NS-Geschichte.
Die Buchvorstellung von „KZ-Nr. 32370 – Spiros‘ Odyssee“ wurde veranstaltet von der Landeszentrale für politische Bildung Bremen / Denkort Bunker Valentin, dem Verein „Erinnern für die Zukunft“ e.V. und dem Sujet Verlag. Das Buch erschien Anfang 2022 im Sujet Verlag, herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung Bremen, der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Verein "Erinnern für die Zukunft" e.V.
"KZ-Nr. 32370 - Spiros' Odyssee" ist erhältlich über den Buchhandel und über den Sujet Verlag: LINK