16., 22. u. 30.09.2020

Erziehen – Erzwingen – Erniedrigen

Szenische Lesung

Das seit 2007 bestehende Theaterprojekt „Aus den Akten auf die Bühne“ nimmt eine Vorreiterrolle bei der dramaturgischen Aufbereitung und der theatralen Vermittlung von Geschichte ein. Initiatorin des Projekts ist die Historikerin Dr. Eva Schöck-Quinteros, die dafür 2019 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.

Im Rahmen von „Aus den Akten auf die Bühne“ entwickeln Studierende des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen und Ensemblemitglieder der bremer shakespeare company szenische Lesungen aus historischen Originaldokumenten, um sie der Öffentlichkeit lebendig und anschaulich zu vermitteln.

"Erziehen – Erzwingen – Erniedrigen", das inzwischen 15. Projekte der Reihe, entstand in Kooperation mit dem Denkort Bunker Valentin und behandelt das sogenannte „Arbeitserziehungslager“ in Bremen-Farge.

Zwei Männer sitzen. Ein Mann und eine Frau stehen dahinter. Ihr Blick ist geradeaus in die Kamera gerichtet. Sie halten Akten in den Händen. Ihr Blick ist ernst.
Impressionen der szenischen Lesung "Erziehen – Erzwingen – Erniedrigen" © Marianne Menke / bremer shakespeare company
Ein Mann und eine Frau lesen etwas vor. Sie halten dabei Blätter in der Hand.
Impressionen der szenischen Lesung "Erziehen – Erzwingen – Erniedrigen" © Marianne Menke / bremer shakespeare company

In dem von der Gestapo betriebenen Lager sollten sogenannte „Bummelanten“ und „Arbeitsverweigerer“ „erzogen“ werden. Im Laufe des Krieges wurden mehr und mehr Zwangsarbeiter aus den von der Wehrmacht besetzten Teilen Europas in Farge inhaftiert. Es herrschten brutale Arbeits- und Lebensbedingungen: Zwangsarbeit auf der Bunkerbaustelle, grausame Misshandlungen, Hunger. Farge wurde in Bremen auch als „Männervernichtungslager“ bekannt.

Nur wenige Täter:innen wurden nach 1945 zur Rechenschaft gezogen, nur wenige Häftlinge erhielten eine Entschädigung. In der szenischen Lesung kommen Häftlinge, Profitierende und Täter:innen zu Wort und geben einen Einblick in ein wenig bekanntes Kapitel der Bremer Geschichte.

Ein Mann und eine Frau lesen etwas vor. Sie halten dabei Blätter in der Hand.
Impressionen der szenischen Lesung "Erziehen – Erzwingen – Erniedrigen" © Marianne Menke / bremer shakespeare company
Portraitaufnahme eine Akteurs.
Impressionen der szenischen Lesung "Erziehen – Erzwingen – Erniedrigen" © Marianne Menke / bremer shakespeare company
Vier Schauspieler stehen mit Akten und in Anzügen nebeneinander. Drei Männer und eine Frau. Sie sind abgetrennt durch Holzstellwände.
Impressionen der szenischen Lesung "Erziehen – Erzwingen – Erniedrigen" © Marianne Menke / bremer shakespeare company

Nachdem die am Denkort Bunker Valentin geplante Erstaufführung von Erziehen – Erzwingen – Erniedrigen pandemie-bedingt ins Theater am Leibnizplatz verlegt werden musste, feierte die szenische Lesung dort am 16. September ihre ausverkaufte Premiere. Drei weitere, ebenfalls ausverkaufte Vorstellungen folgten.

Das besondere an der szenischen Lesung ist, dass die historischen Texte ohne ergänzende Erläuterungen, Kommentare und Interpretationen zum Sprechen gebracht werden. Die Darsteller:innen verlassen sich ganz auf die Aussagekraft der Dokumente und die Macht ihrer Worte. Wie es Eva Schöck-Quinteros sagt: „Es braucht keine Nebeleffekte!“.

Zusätzlich zur Aufführung wurden zwei Begleitbände veröffentlicht. Herausgegeben wurden sie von Eva Schöck-Quinteros und Simon Rau, freiberuflicher Mitarbeiter am Denkort Bunker Valentin, unter Mitarbeit der Studierenden des Projekts. Während der erste Begleitband "Erziehen – Erzwingen – Erniedrigen" das Farger Arbeitserziehungslager der Gestapo in den Jahren 1940 bis 1945 thematisiert, behandelt der zweite Begleitband "Verteidigen – Verdrängen – Vergessen" die Frage, wie nach dem Krieg mit dem Lager umgegangen wurde.

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