Interessieren sich junge Menschen noch für die Geschichte des Nationalsozialismus, wo doch bereits fast 80 Jahre zwischen dem Heute und den Ereignissen zwischen 1933 und 1945 liegen? Die Antwort lautet: Ja, wenn man Jugendlichen die Chance gibt, ihre eigenen Fragen an die Geschichte zu stellen. Darum ging es bei der Ausbildung zum „Junior-Guide“. Die Jugendlichen selbst entwickelten ihre Fragen an den Ort, sie selbst setzten die Schwerpunkte und sie selbst gaben ihre Perspektiven und Erkenntnisse an andere Jugendliche – „peer to peer“ – weiter.
Die Schüler:innen teilten in Workshops verschiedene Stationen der künftigen Führung unter sich auf und erarbeiteten sich hierzu die Inhalte. Dies geschah u. a. mithilfe von verschiedenen Biografien, Gedichten und Texten sowie mit Ausschnitten aus lebensgeschichtlichen Interviews. Die Ausbildungsphase endete mit einer sogenannten „Pilotführung“ vor Familienangehörigen und Freund:innen, die die Schüler:innen gemeinsam absolvierten. Während der Führung stellten sie nach dem „Puzzleprinzip“ in abwechselnden Redeanteilen die verschiedenen Stationen auf dem Gelände vor.
Die Junior-Guides konnten so Schritt für Schritt selbständig in einem eigenständigen Format Rundgänge am Denkort für Familien und/oder für die eigene Schulklasse anbieten. Sie wurden zu Expert:innen für die Geschichte des Ortes und Ansprechpersonen für junge Besucher:innen der Gedenkstätte. Beide Seiten schärften und festigten ihr historisches Bewusstsein.
Das Juniorguides-Projekt wurde vom Förderprogramm „Demokratisch handeln“ mehrfach ausgezeichnet. Von 2011 bis 2019 wurden über 30 Schüler:innen im Alter von 12 bis 18 Jahren ausgebildet. Alle Jugendlichen engagierten sich ehrenamtlich außerhalb ihrer Schulzeit in diesem Projekt. Es wurden Führungen sowohl in deutscher als auch englischer Sprache realisiert.
Ein besonderes Erlebnis für die Junior-Guides waren die Besuche von Bundespräsident Steinmeier und vom Bremer Bürgermeister. Sie zeigten Interesse am Projekt und nahmen jeweils an einer kurzen Führung teil.
Aufgrund der Pandemie im Jahr 2020 musste das Projekt leider eingestellt werden.